Die vergangene Veranstaltung beschäftigte sich mit dem Staat Libyen, der seit einigen Wochen wieder Mittelpunkt der Boulevardpresse ist. In dem Land, das ehemals unter der Herrschaft Muammar al-Gaddafi stand, wurde ein brisantes Video durch den US-amerikanischen Sender CNN auf seinem Internetportal veröffentlicht. Auf dem Video ist zu sehen, wie mehrere junge Männer aus den verschiedensten afrikanischen Ländern mittels körperlicher Gewalt verkauft werden gegen ihren Willen als Arbeiter. Angesichts dieser Brisanz der Nachrichten hat der Verein den Experten für Friedenspolitik Guled Mathibe Rashid, aus Südafrika stammend eingeladen, um zu diesen Geschehnissen mit den Teilnehmern aktiv zu diskutieren.
Der Referent, der an der Universität Bielefeld Rechtswissenschaften studiert, stieg in seinem Referat mit einer lapidaren Zusammenfassung der libyschen Geschichte ein und machte dabei deutlich warum der Staat Libyen unter den jetzigen Umständen als „failed state“ anzusehen ist. Dabei sei das Jahr 2011 mit dem Beginn des Bürgerskrieges mit seinen zahlreichen zivilen Opfern ein erheblicher Auslöser für die momentane Situation. Denn die Rechtmäßigkeit der Libyen-Intervention ist unter Experten höchst umstritten, weil die Frage gestellt werden muss, ob die Intervenienten sich an die Grenze der UN-Resolution aus dem Jahr 1973 gehalten haben und die Resolution selbst völkerrechtsgemäß war, also der Sicherheitsrat mit ihrer Verabschiedung in ihren statuierten Grenzen geblieben ist, an die sie sich durch die UNO-Charta zu halten haben. Der Referent gab auf die Fragen wieder, dassallein zum Schutz von Zivilisten und zur Durchsetzung einer Flugverbotszone der Sicherheitsrat den Militärschlag autorisiert hat, nicht aber zum Sturz des libyschen Regimes unter Muammar al-Gaddafi. Zudem lehnten die NATO und die Aufständischen verschiedene Waffenstillstandsangebote Gaddafis oder für ihn sprechender Vermittler wie der Afrikanischen Union kompromisslos ab. Des Weiteren sei der Missbrauch der Resolution 1973 freilich in ihr selbst angelegt.
„Nichtsdestotrotz entschuldigt die prekäre Lage des Staates das Verhalten der Menschenhändler nicht“, unterstrich der Referent seinen Vortrag am Ende nochmals. Die Veranstaltung endete mit einem Smalltalk der Gäste untereinander beim Genuss von afrikanischen Speisen.