„Menschen können nicht entwickelt werden, aber sie können sich nur selbst entwickeln“, war der Satz, der den Teilnehmern am Freitag wahrscheinlich alle im Kopf hängenblieb. Dr. phil. Medard Kabanda, Politik- und Sozialwissenschaftler an der Universität Osnabrück, der gestern zu Gast bei Yes Afrika e.V. war, hielt einen Kurzvortrag über die momentane Situation Subsaharas und stellte den Teilnehmern die Frage, ob eine nachholende wirtschaftliche Entwicklung in Afrika zwingend nötig und machbar sei. Dr. phil. Medard Kabanda, der unter anderem auch an der FU Berlin sowie an der FU Hagen lehrte, apostrophierte zu Beginn seines Plädoyers, dass eine nachhaltige und nicht nachholende Entwicklung für die Probleme der „Dritten Welt“ angestrebt werden sollte.
Damit stellt er aber per se eine nachholende Entwicklung, die ein Aufholprozess der Entwicklungsländer gegenüber Industrieländern, durch soziale, demografische, politische oder infrastrukturelle Vorgänge, die sich in den heutigen Industrieländern über einen großen geschichtlichen Zeitraum erstreckt haben, in relativ kurzer Zeit vonstattengehen, nicht als schlecht dar. Vielmehr kann eine nachholende Entwicklung dazu beitragen, die Basis für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Denn eine nachholende Entwicklung, bei der zwischen Entwicklungs- und Industrieländern gleiche Standards erzielt werden, aufgrund des ökologischen Fußabdruck der Globus nicht mehr verträgt. Daher müssen in diesen Ländern, die durch ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen oder eine geringe Lebenserwartung gekennzeichnet sind, eine Mittelschicht aufgebaut werden, die dazu beitragen kann, den produktiven Sektor zu stärken. Diese Vorgehensweise sei effektiver als die Formulierung neuer entwicklungspolitischer Ziele, die seit mehreren Dekaden keine nennenswerten Verbesserungen herbeiführen.
„Entwicklung ist keine Einbahnstraße, sondern Industrie- und Entwicklungsländer müssen zusammenarbeiten und voneinander lernen“, so fasste Herr Kabanda den eineinhalbstündigen Vortrag mit Blick in die Zukunft zusammen. Zudem lobte der Referent die formidable Arbeit des Vereins in der zivilgesellschaftlichen Rolle und bat für ein „Weiter so“, da Vereine besondere Akteure auf kommunaler Ebene für ihn darstellen, um unter anderem Fragen der Migrationspolitik bewältigen zu können.